Wie immer basieren meine Gedanken auf meiner Einstellung, dass es vollkommen falsch, ja krank ist, dass Menschen durch die Zeit reisen, um zu ihren eigenen Vorfahren zu werden, und dass Blutsverwandte gemeinsam Kinder zeugen.
Jonas' Schicksal ist heftig. Bis zum Nachmittag des 20. Juni 2019 war er ein ganz normaler Teenager, der zu einer Clique gehörte, in einer friedlichen Kleinstadt wohnte, weitgehend behütet. Er war kurz davor, mit seiner ersten Liebe zusammenzukommen. Der erste Kuss am See wird nur zufällig verhindert, aber gewiss bald nachgeholt.
Und dann? Taucht hinter seinem Rücken sein anderes Ich auf, küsst seine Noch-Nicht-Freundin und löst damit eine endlose Folge von Schicksalsschlägen aus: Noch am selben Abend schläft Jonas mit seiner Tante. Während er dies tut, fängt seine Mutter eine Affäre mit seinem Opa an. Am nächsten Tag bringt sein Vater sich um und Jonas kommt für vier Monate in psychiatrische Behandlung. Als er zurückkommt, ist sein Mädchen (von dem er ja noch nicht weiß, dass es seine Tante ist) mit seinem besten Freund zusammen. Dann taucht ein späteres Ich von ihm auf und erzählt ihm, wer sein Vater ist usw.
Schließlich wird Jonas entführt, landet in einer apokalyptischen Zukunft, wird angeschossen und fast gelyncht, reist in die Vergangenheit, wo ihm noch jemand erzählt, er sei sein späteres Ich; jemand, der sehr dunkel und mystisch und wohl auch böse ist. Dann reist er noch mehrere Monate durch die Zeit (wir wissen noch nicht, was dort alles passiert), um schließlich noch drei sehr schlimme Dinge zu erfahren/erleben: Er selbst entführt seinen späteren Vater, er bringt seinen Vater erst auf die Idee, Selbstmord zu begehen, und er muss mitansehen, wie sein angeblich späteres Ich sein Mädchen erschießt.
Das sind nur die Dinge, die wir bisher kennen (und die sehr wahrscheinlich Martha 2 im Anti-Winden genauso erlebt).
Warum also widerfährt Jonas das alles? Wir könnten es uns einfach machen und sagen: weil er durch diese Schicksalsschläge erst zu Adam wird.
Vielleicht ist diese Begründung ein Teil der Wahrheit oder sogar die ganze Wahrheit? Ich fände es etwas enttäuschend. Dem erwachsenen Jonas (von dem wir noch gar nicht wissen, wann er – wahrscheinlich – 33 Jahre älter geworden ist) würde ich es noch irgendwie zutrauen, Adam zu werden, dem jungen Jonas ganz und gar nicht. Dass unterschiedlich alte Versionen einer Person unabhängig voneinander agieren können, sehen wir unter anderem bei Helge, Claudia und Noah. Warum also nicht auch Jonas? Dann wäre Jonas einerseits Adam und andererseits nicht. Ich bin ohnehin noch nicht komplett davon überzeugt, dass irgendein Jonas zu Adam wird; genauso wenig bin ich restlos davon überzeugt, dass aus irgendeiner Martha 2 letztendlich Eva wird. Im Gegensatz zu Adam gäbe es hier mit Claudia immerhin eine heiße Gegenkandidatin.
Noch einmal: Warum widerfährt Jonas das alles? Warum ausgerechnet Jonas? Weil er das Resultat eines Eingriffs in die Zeit ist? Das scheint allerdings auf viele andere Windener ebenfalls zuzutreffen, wahrscheinlich am Ende bzw. kurz vor dem Ende auf alle. Natürlich ist Jonas derjenige, der Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft gesehen hat; Jonas ist durch seine Eingriffe in die Zeit und seine Dokumentationen der Eingriffe von anderen sozusagen zu einer vollständigen Projektion von Winden geworden. Er trägt das ganze Winden, gestern, heute und morgen, in sich – und er ist voll mit radioaktiver Strahlung.
Kleiner Exkurs: Dass das auch auf Martha 2 zutrifft, habe ich bereits in einer anderen Theorie erläutert: Sie trägt das komplette Anti-Winden in sich. Jonas ist Materie, Martha 2 ist Antimaterie. Sie prallen aufeinander. Nach der Apokalypse kommt also der Urknall und dann kommt das Paradies. Für wen auch immer.
Doch das ist nur die Folge davon, dass jemand Jonas auserwählt hat und nicht die Antwort auf das Warum?
Hat jemand eine Idee?